IG Metall für verbindliche Frauenquote

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25.06.2012 IG Metall-Vorstand unterzeichnet Berliner Erklärung. Die IG Metall fordert eine verbindliche Frauenquote von 30 Prozent.

Mehr Frauen in den Chefetagen - das ist längst überfällig. Doch Jahrzehnte freiwilliger Selbstverpflichtung haben uns diesem Ziel nicht näher gebracht. Eine verbindliche gesetzliche Frauenquote muss her. Das fordert die IG Metall. Dafür setzt sich auch ein breites überparteiliches Bündnis mit der "Berliner Erklärung" ein.

Im Schneckentempo

Über eine Frauenquote wird in Deutschland schon seit längerem diskutiert. Doch Debatten und Appelle reichen nicht aus. Dass mit freiwilligen Lösungen kein Fortschritt erzielt werden kann, belegt schon die Tatsache, dass der Frauenanteil an den Führungsspitzen der größten Unternehmen kaum gestiegen ist. Ein Drittel der 160 Unternehmen in den DAX-Indizes der Deutschen Börse hat keine einzige Frau in seinen Führungsgremien. Weder im Vorstand, noch im Aufsichtsrat.

Tatsächlich waren im Jahr 2011 gerade einmal 3,4 Prozent der Vorstandsposten bei den DAX, MDAX, SDAX und Tec-DAX-Unternehmen weiblich besetzt. Das hat die Hans-Böckler-Stiftung berechnet. Zwar ist der Frauenanteil unterhalb der obersten Leitungsebene der Unternehmen in der jüngsten Vergangenheit kontinuierlich gestiegen, trotzdem ist die Situation nicht zufriedenstellend. Bei dieser Geschwindigkeit dauert es noch mehrere Jahrzehnte, bis ein Gleichstand der Geschlechter erreicht wird.

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Infografik/Quelle: Weckers 2012, Stand: 31.12.2011

Für ihren Organisationsbereich hat die Gewerkschaft bereits Fakten geschaffen. 2011 hat der Vorstand der IG Metall eine verbindliche Frauenquote von 30 Prozent für Aufsichtsräte beschlossen. Diese Quote kann jedoch nur für die Arbeitnehmerbank greifen und soll ab der nächsten Aufsichtsratswahl angewendet werden. Die IG Metall verfolgt als Interessenvertretung seit vielen Jahren das Ziel Chancengleichheit für Frauen und Männer. Sie fördert aktiv die Gleichstellung der Frauen in der Gesellschaft, Betrieb und Gewerkschaft. Dieses Ziel ist auch in der Satzung der IG Metall verankert und in zahlreichen Beschlüssen und Publikationen dokumentiert. Die Frauenquote wendet sie auch in ihren eigenen Reihen für die hauptamtlichen Führungspositionen an.

Knackpunkt Weiterbildung

Arbeitszeitflexibilität, Teilzeit für Führungskräfte, Angebote zur Kinderbetreuung sowie gute Regelungen zur Vereinbarung von Familie und Beruf - diese Maßnahmen sind ein Anfang. Aber es gehört noch mehr dazu: Die Arbeitszeiten dürfen sich nicht ausschließlich an den Anforderungen des Betriebsablaufs orientieren. Der Wechsel zwischen Teilzeit und Vollzeit muss erleichtert werden und Besprechungen sollten grundsätzlich während der regulären Arbeitszeit stattfinden und nicht erst um 18.00 Uhr beginnen. Zudem fordert die IG Metall einen verbindlichen Anspruch auf den selben oder einen gleichwertigen Arbeitsplatz nach der Rückkehr aus der Eltern- oder der Pflegezeit. Ein weiterer Knackpunkt, um in der Hierarchie eines Unternehmens aufzusteigen, ist die Qualifikation. Zwar sind junge Frauen beim Start ins Berufsleben häufig besser qualifiziert als ihre männlichen Kollegen, trotzdem ist es notwendig, sich fortlaufend weiterzubilden. Tatsächlich jedoch nehmen Frauen seltener an Weiterbildungsmaßnahmen als Männer teil. Die IG Metall will die Gründe dafür untersuchen und gegensteuern.

Gemischte Teams arbeiten effizienter

Wenn Frauen die gleichen Chancen wie Männer bekommen, dann nutzt das nicht nur den Frauen. Auch die Unternehmen profitieren davon. Mehr Frauen in der Führung - das ist nicht nur gut fürs Image einer Firma. Zahlreiche Studien belegen, dass gemischte Teams auch effizienter arbeiten. Wenn Chancengleichheit also keine hohle Phrase bleiben soll, braucht es klare Regeln - deshalb fordert die IG Metall eine verbindliche Frauenquote von 30 Prozent.

Letzte Änderung: 26.06.2012