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Arbeitsorganisation

18.03.2016 Weiterentwicklung der Gruppenarbeit

Immer wieder gab es Streit darüber, ob bei der Umsetzung der Gruppenarbeit in der Produktion die Balance zwischen Eigenverantwortung und Produktivitätssteigerung gewahrt wird. Nun gibt es Pilotprojekte, mit denen Organisationsformen für eine größere Verbindlichkeit und Effizienz getestet werden sollen. Die Betriebsräte begleiten diese mit kritischem Blick.

Die Einführung der Gruppenarbeit war damals verbunden mit der Hoffnung auf eine klassische Win-Win-Situation: Die Verbesserung der Arbeitssituation der Beschäftigten, durch mehr Eigenverantwortung und Handlungsspielräume der Gruppe, sollte mit einer Verbesserung der Wirtschaftlichkeit einhergehen.

Mit der Gruppenarbeit sollte sich die Gruppe weitgehend selbst steuern, selbst organisieren, den eigenen Arbeitsplatz und das Arbeitsumfeld mitgestalten und weiterentwickeln. Andererseits sollten durch die eigenverantwortliche Optimierung von Prozessen und Produkten auch Produktivitätssteigerung und Qualitätsverbesserungen sichergestellt werden. Management und Betriebsräte kamen zu sehr unterschiedlichen Einschätzungen, ob bei der Umsetzung der Gruppenarbeitsvereinbarung diese Balance gewahrt wurde.

Mehr zur Historie der Gruppenarbeit
Es gab und gibt viele gut funktionierende Gruppen, die aber nie Selbstläufer waren. Funktionierende Gruppenarbeit gab es immer dort, wo es engagierte Gruppensprecher und aktive Gruppenmitglieder gab. Fehlten diese Voraussetzungen, mussten Abstriche gemacht werden.

Fakt ist, dass viele Beschäftigte zwar bereit waren, an der Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen mitzuwirken, eine aktive Beteiligung an Ratio-Maßnahmen wurde aber in der Regel abgelehnt. Fakt ist aber auch, dass viele Führungskräfte dieser neuen Form der Arbeitsorganisation misstrauten und ihren Beschäftigten wenig eigenständiges Handeln zutrauten. An allen Standorten schufen Führungskräfte vollendete Tatsachen: Sie etablierten Substrukturen, übertrugen wichtige Aufgaben und Funktionen auf selbsternannte Funktionsträger. Das Missliche dabei ist, dass dies in der Regel den Handlungsspielraum der Gruppe einschränkt und dass hochwertige Aufgaben den Gruppenmitgliedern nicht mehr zur Verfügung stehen.

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Im ersten Halbjahr 2014 wurden daher erneut Gespräche aufgenommen. Nach einer gemeinsamen Bestandsaufnahme der Gruppenarbeit vereinbarte das Unternehmen mit dem GBR die pilotweise Einführung eines neuen Modells der sogenannten "geführten Gruppenarbeit".

An den Standorten Sindelfingen, Rastatt, Untertürkheim, Düsseldorf, Wörth, Kassel und Gaggenau gibt es Gespräche über Pilote in überschaubaren Bereichen, um Erfahrungen mit der neuen Form der Gruppenarbeit zu sammeln.

Was ist neu

Wesentliches Element dieser "geführten Gruppenarbeit" ist die Einführung eines Gruppenverantwortlichen. Im Regelfall wird damit der Gruppensprecher abgelöst.

Der Gruppenverantwortliche soll alle Arbeitsplätze der Gruppe beherrschen und fachliche Führung mit klar definierten Aufgaben und Kompetenzen wahrnehmen. Er oder sie ist jedoch keine Führungskraft im klassischen Sinne - hat also keinerlei personelle Weisungsbefugnisse - sondern bleibt Mitglied der Gruppe und wird von ihr weiterhin gewählt.

Von der erweiterten Kompetenz des Gruppenverantwortlichen erwartet sich die Unternehmensleitung eine Erhöhung der Effizienz. Für den Betriebsrat von entscheidender Bedeutung ist, dass die Grundprinzipien der Gruppenarbeit, nämlich Beteiligung der Beschäftigten, Tätigkeitsvielfalt sowie Rotation in direkten und indirekten Aufgaben beibehalten und möglichst gestärkt werden.

Zu Beginn und zum Ende der Pilotphase gibt es eine Bestandsaufnahme, die von einem neutralen Dritten - der Universität Osnabrück - durchgeführt wird. Die Ergebnisse sollen Aufschluss darüber geben, was sich durch das neue Modell verändert und wie sich die Einführung des Gruppenverantwortlichen ausgewirkt hat. Erst nach der Auswertung kann es Gespräche darüber geben, ob das Konzept auf größere Bereiche ausgerollt werden soll.

Letzte Änderung: 18.03.2016