Kassenbericht 2017

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13.04.2018 Was macht die IG Metall mit den Beiträgen ihrer Mitglieder?

Kassenbericht 2017 vorgelegt

Jürgen Kerner, der Hauptkassierer der IG Metall, hat im März seinen Kassenbericht für 2017 vorgelegt. In einem Interview mit Sylvia Koppelberg von der IG Metall Zeitung für die Ausgabe im April 2018 erläutert er, wie das Geld verwendet wurde.

Jürgen, gab es 2017 irgendetwas Besonderes?
Nein, eigentlich nicht. Aber das bedeutet etwas Gutes. Die Bilanz ist wieder positiv. Wie in den Jahren zuvor sind die Einnahmen gestiegen und wieder haben wir den Anteil erhöht, den die Geschäftsstellen davon für ihre Arbeit vor Ort erhalten.

Grafik: IG Metall

Was heißt das konkret?
Dass zwei Prozent der Gesamteinnahmen zusätzlich den Ortskassen zukommen. Das ist ein Plus von 16 Millionen Euro. Insgesamt fließen inzwischen 37,4 Prozent der Einnahmen in die Geschäftsstellen. Das ist politisch gewollt. Wir wollen die Arbeit vor Ort stärken, also zum Beispiel die Mitgliederberatung oder die Betreuung der Betriebe. Hinzu kommen, wie bisher, die Mittel für Projekte in bisher gewerkschaftsfreien Betrieben, wo wir gezielt Beschäftigte als Mitglieder gewinnen und Gewerkschaftsarbeit aufbauen wollen.

Höhere Beitragseinnahmen waren bisher die Folge guter Tarifabschlüsse in den Vorjahren und steigender Mitgliederzahlen.
Das war auch 2017 der Fall. Allerdings haben wir, nachdem die Zahl der Mitglieder 6 Jahre hintereinander stetig gestiegen ist, im vergangenen Jahr unterm Strich 11.000 Mitglieder verloren. Zwar haben wir in den Betrieben zugelegt. Aber wenn 25.000 Mitglieder sterben und 97.000 austreten, weil sie die Branche wechseln oder aus anderen Gründen, müssen wir 122.000 Neue gewinnen, um diese Verluste auszugleichen. Das ist die Einwohnerschaft einer mittelgroßen Stadt, eine gigantische Zahl.

Aber dieses Jahr will die IG Metall das wieder schaffen?
Sicher. Ich bin da ganz zuversichtlich. Bis vergangenen Herbst fehlte das große Thema, mit dem unsere Mitglieder in den Betrieben auf ihre Kolleginnen und Kollegen zugehen konnten. Das hat sich mit Beginn der Debatte um die Tarifforderungen für die Metall- und Elektroindustrie geändert. Da ging es spürbar aufwärts. Wir haben allein durch die Tarifrunde bisher 13.000 Mitglieder zusätzlich gewonnen. Nach anfänglicher Skepsis bei vielen Kolleginnen und Kollegen in den Betrieben, ob die Arbeitszeitforderung das richtige Thema ist, entstand eine breite Welle der Zustimmung - in der Öffentlichkeit und den Betrieben. Es gab so viele Gespräche wie lange nicht mehr. Sowohl die Geld- als auch die Arbeitszeitforderung haben aktive Mitglieder und die, die es noch nicht waren, mobilisiert.

Foto: IG Metall

Mehr Geld bringt höhere Mitgliedsbeiträge ...
... die der Arbeit der IG Metall im Interesse ihrer Mitglieder zugutekommen. Aber ich möchte hier auch mal das Thema Beitragsehrlichkeit ansprechen. Manche Mitglieder legen die Beitragsregelung für sich "sehr großzügig" aus. Das ist ungerecht. Für gleiches Entgelt müssen auch die Beiträge gleich sein. Ich appelliere an die Mitglieder und die Geschäftsstellen, sich um faire, ehrliche Beiträge zu bemühen.

Was hat die jüngste Tarifbewegung in der Metall- und Elektroindustrie die IG Metall eigentlich gekostet?
Viel. Wir haben noch keine Endabrechnung, aber wir können von gut 35 Millionen Euro ausgehen. Davon entfallen rund 20 Millionen allein auf Streikunterstützung für die Teilnahme an ganztägigen Warnstreiks und etwa 10 Millionen auf Material. Übrigens haben wir dabei erstmals eine digitale Abrechnungsmöglichkeit angeboten. Die Streikenden bekamen eine Streikkarte mit einem Code. Damit konnten sie sich vor dem Werkstor per Handy über unsere Webseite igmetall.de registrieren. Zwei Tage später war das Geld auf ihrem Konto. Früher, als von Hand Zettel ausgefüllt wurden, dauerte das oft Wochen.
80 Prozent haben das neue Angebot genutzt, und es kam richtig gut an. Wie immer fließen 15 Prozent der Einnahmen in die Rückstellungen und Rücklagen.
Das Geld hält die IG Metall für besondere Ausgaben vor, vor allem für Flächenstreiks. Wenn Du fragen willst, wie voll die Kasse ist ...

Wir wissen, dass das nicht verraten wird, weil die Arbeitgeber das nicht erfahren sollen.
Weil sie sich sonst ausrechnen könnten, wie lange wir streiken können und wann wir die Segel streichen müssten. Aber ich kann Dir versichern: Unsere Rücklagen bereiten mir keine schlaflosen Nächte. Auch wenn es in künftigen Tarifkonflikten mal wieder zu einer größeren Eskalation käme: Wir können jeden Tarifkonflikt bestehen. Das Geld ist da. Die jüngste Tarifrunde hat auch gezeigt, dass unsere Rücklagen für Streiks gut eingesetzt werden. Die ganztägigen Warnstreiks haben wesentlich dazu beigetragen, dass wir so ein tolles Ergebnis hinbekommen haben.

Letzte Änderung: 17.04.2018