Heiße Betriebsversammlung

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05.06.2019 Nicht nur draußen war es mit knapp 30°C sehr heiß, auch auf der zweiten Betriebsversammlung im Mercedes-Benz Werk Sindelfingen wurden heiße Themen angesprochen.

Zuletzt strömten am 1. April Menschenmassen in die Halle 17/4. Es gab eine gute Nachricht: Der GLC wird ab 2022 auch in Sindelfingen gebaut. Ein weiterer wichtiger Baustein, der auf die Zukunfts- und Beschäftigungssicherung des Standorts einzahlt. Jetzt zwei Monate später, bei der zweiten Betriebsversammlung des Jahres, standen viele wichtige Themen auf der Agenda, die ebenfalls entscheidend für die Zukunft von Daimler sind und somit Beschäftigte, Betriebsrat und Unternehmen gleichermaßen bewegen. Es ging um kurzfristige Umsetzungen - Stichwort "Projekt Zukunft", um mittelfristige Programme wie "Move" und um langfristige Ziele wie "Ambition 2039".

Ambition 2039

"Der neue Daimler soll noch grüner sein und Impulsgeber für Nachhaltigkeit werden", gab Ergun Lümali, Betriebsratsvorsitzender am Standort Sindelfingen gleich zu Beginn seines Berichts einen Ausblick, wohin die Reise des Unternehmens gehen soll. Unter dem Stichwort "Ambition 2039" hat sich der Pkw-Bereich beim Thema Klima und Nachhaltigkeit ambitionierte Ziele gesteckt: die Neuwagenflotte soll während der nächsten 20 Jahre CO2-neutral werden, bereits 2030 soll mehr als die Hälfte des Pkw-Absatzes mit Plug-In Hybriden oder rein elektrischen Fahrzeugen sein, die CO2 Emissionen pro Fahrzeug sollen deutlich reduziert werden, neben den Pkw werden auch Transporter, Lkw und Busse elektrifiziert, und ab 2022 soll europaweit CO2-neutral produziert werden. "Dabei ist unsere Halle 56 maßgebend", betonte Lümali nicht ohne Stolz. Bis 2039 scheint es noch weit, doch um diese Ziele zu erreichen und um Daimler fit für die Herausforderungen der Zukunft zu machen, muss jetzt etwas passieren. Stichwort: Transformation der Automobilindustrie.

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Effizienzprogramm MOVE

Im Bericht des Betriebsratsvorsitzenden ging es nach der wirtschaftlichen Situation auch um das vom Unternehmen angestoßene Effizienzprogramm MOVE. "Die Transformation wird nicht einfach und sie wird vor allem auch teuer", bringt es Ergun Lümali auf den Punkt. Deutlich sagte er aber auch: "Sparen allein kann nicht die Lösung sein. Wir Betriebsräte setzen uns dafür ein, dass die mit MOVE verbundenen Maßnahmen für die Beschäftigten tragfähig sind. Wir sichern den Verwaltungsangestellten, die vor allem von MOVE betroffen sein werden, unsere volle Unterstützung und Solidarität zu". In diesem Zusammenhang berichtet Lümali, dass der GBR mitten in Verhandlungen über eine Betriebsvereinbarung sei. "Ich hoffe, dass wir damit sehr kurzfristig zum Abschluss kommen können."

Denn mit dieser Vereinbarung soll die Möglichkeit geschaffen werden, dass die Daimler AG und die Sparten AGs vorausschauend und frühzeitig notwendige Maßnahmen ergreifen, um an den Standorten ausreichend Beschäftigungsmöglichkeiten sicherzustellen. Die Forderungen des GBR stehen auch im aktuellen Brennpunkt. Die wichtigste Botschaft fasste Lümali in einem Satz zusammen: "Mit uns Betriebsräten wird es kein neues, aktives Personalabbauprogramm geben". Zudem sollen bis Ende 2021 im Rahmen der verhandelten Betriebsvereinbarung zu MOVE auch betriebsbedingte Änderungskündigungen ausgeschlossen werden.

Projekt Zukunft

Die Hauptversammlung am 22. Mai in Berlin war gespickt mit zwei zentralen Themen. Zunächst übergab Dieter Zetsche den Vorsitz im Vorstand an Ola Källenius. Ergun Lümali dankte dem ehemaligen Vorstandvorsitzenden dafür, dass er 13 Jahre die Geschicke des Unternehmens lenkte und die Produktoffensive vorangetrieben hat, so dass Mercedes-Benz viel schneller als gedacht wieder Platz 1 eroberte. Dem neuen Daimler-Chef wünschte der Betriebsratsvorsitzende viel Erfolg, nicht ohne eine Erwartung zu formulieren: "Wir werden Ola Källenius nicht daran messen, wie viel Personal er abbaut, sondern daran wie gut und verantwortungsvoll er die Belegschaft und das Unternehmen durch die schwierige Transformation führt".

Zum anderen fiel auf der Hauptversammlung der Startschuss zur Umsetzung von "Projekt Zukunft", "mit allen Eckenpunkten, die in unserer Gesamtbetriebsvereinbarung vereinbart und verankert wurden", stellte Lümali klar heraus. Die Daimler- Aktionäre haben entschieden, dass unter dem Dach und Führung der Daimler AG zwei neue operative Aktiengesellschaften entstehen: die Mercedes-Benz AG für Cars und Vans und die Daimler Truck AG für Trucks und Buses. Komplettiert von der Daimler Mobility AG, vormals Daimler Financial Services. In der neuen Struktur gehen die meisten Arbeitsverhältnisse auf eine der neuen Sparten-AGs über. Seit Ende Mai läuft die Übergabe bzw. der Versand der Unterlagen zum Betriebsübergang. Jeder Beschäftigte hat das Recht bis Ende Juli zu widersprechen. Wobei Lümali deutlich machte, "wenn man widerspricht, verzichtet man auch auf die ZuSi 2030 und die Transformationszusage. Wir empfehlen den Betriebsübergang mitzugehen - es gibt sehr viele gute Gründe dafür".

Standortthemen

Weitere wichtige betriebliche Themen waren der geplante Start der Zusammenarbeit von Daimler und BMW im Kooperationsprojekt MINERVA. Ziel der Kooperation ist es, die Entwicklung des automatisierten Fahrens auf Autobahnen sowie automatisierter Parkfunktionen in der nächsten Technologiegeneration voranzutreiben. 2019 ist das Jahr der S-Klasse. Von daher gab es einen aktuellen Status zu den Vorbereitungen für den Anlauf in Halle 56. Immerhin vergehen nur noch 11 Arbeitstage bis das Championscar gebaut wird. Für die anstehende Renovierung von Halle 46 erwartet Lümali von der Standortleitung, "eine Modernisierung entsprechend der Halle 56. Unser Anspruch ist, nicht nur innovative und nachhaltige Hallen zu haben, sondern auch dafür zu sorgen, dass die Arbeitsbedingungen für unsere Beschäftigten gut und ergonomisch sind."

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#FAIRWANDEL

Zum Abschluss lud der Betriebsratsvorsitzende alle Anwesenden ein, seinem Beispiel zu folgen und am 29. Juni mit nach Berlin zum Fairwandel-Aktionstag am Brandenburger Tor zu kommen. "Wir sind alle von der Transformation betroffen! Lasst uns gemeinsam lautstark dafür einstehen, dass dieser Transformationsprozess fair, sozial, ökologisch und demokratisch verläuft. Seid in Berlin dabei - je mehr wir sind, desto besser".

Letzte Änderung: 06.06.2019