Solidarität

Soliadresse

27.07.2011 Die Redakteurinnen und Redakteure der Tageszeitungen in Baden-Württemberg haben am 25.7.11 dafür gestimmt, ihren Streik fortzusetzen. Die Sindelfinger Metaller erklären sich mit íhnen solidarisch.

Aus dem Rundmail der streikenden Zeitungsredakteure vom 27.7.2011:

Die Redakteurinnen und Redakteure der Tageszeitungen in Baden-Württemberg haben am Montag dafür gestimmt, ihren Streik fortzusetzen. Das hat Gründe: Die Verleger halten nach wie vor starr an ihren Kahlschlags-Plänen fest. In der Summe wären dies minus 25 Prozent für Jungredakteure und minus 5,5 Prozent für die derzeit Beschäftigten.

In einer Anzeige in der Stuttgarter Zeitung und den Stuttgarter Nachrichten hat der Verlegerverband am Samstag nachweislich falsche Tatsachenbehauptungen zu unserem Einkommen aufgestellt. 4400 Euro tarifliches Maximalgehalt werden dort als "durchschnittliches monatliches Gehalt" dargestellt. Die Anzeige erschien zeitgleich zu einer von Journalisten privat finanzierten Anzeige.

Der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger hat inzwischen indirekt eingeräumt, dass ihm die Anzeige der streikenden Redakteure vor dem Abdruck vom Verlag zugespielt worden ist. Das ist ein einmaliger Vorgang. Wir prüfen juristische Schritte.

Die Arbeitgeber haben für die kommende Woche Verhandlungen auf Bundesebene in Aussicht gestellt. Wir hoffen auf ein Einlenken.

Bis dahin wollen wir mit Aktionen um den Erhalt der Qualitätszeitungen kämpfen. Am Donnerstag, 28. Juli, laden wir Sie um 17.30 Uhr zu einer Veranstaltung auf dem Schlossplatz in Stuttgart ein. Auf der Bühne sind Roland Baisch, Dacia Bridges, Wolfgang Schorlau, Uwe Hück und der Stuttgarter-Nachrichten Kolumnist Joe Bauer. Von 22 Uhr an findet in Kooperation mit der Augsburger Allgemeinen und der Kunstakademie Stuttgart die Protext-Aktion "Worte sind wertvoll" statt. Mit einer Lichtinstallation am Landesmuseum im Alten Schloss machen wir vom Schlossplatz aus auf die Bedeutung von Qualitätsjournalismus aufmerksam.

Mit freundlichen Grüßen

Ihre Redakteurinnen und Redakteure der Tageszeitungen




Solidaritätsadresse der Betriebsräte und Vertrauensleute der IG Metall im Mercedes-Benz Werk Sindelfingen der Daimler AG

Liebe Redakteurinnen und Redakteure,

wenn wir für unsere Arbeitsplätze, gutes Einkommen, bessere Arbeitsbedingungen und Chancen für die Jugend kämpfen, dann recherchieren, berichten und kommentieren das die Redakteure für Wirtschaft und Politik. Durch ihre Arbeit kommen unsere Anliegen und Positionen in die Öffentlichkeit. Und ohne öffentliche Aufmerksamkeit - das wird Euch jetzt sicher im Augenblick sehr bewusst - sind betriebliche oder tarifliche Auseinandersetzungen kaum noch zu gewinnen. Das haben wir Metaller aus dem Sindelfinger Werk der Daimler AG mehr als einmal erfahren. Wir Gewerkschafter und Interessenvertreter brauchen den Qualitätsjournalismus. Es ist für uns entscheidend, dass engagierte Journalisten in den Zeitungen das, was die Unternehmen durch Pressemeldungen und Heerscharen von Pressesprechern verlauten lassen, kritisch hinterfragen und im Konfliktfall auch die andere Meinung - nämlich unsere - hören und würdigen.

Wir halten dies für einen wesentlichen Beitrag zur Stabilisierung unserer demokratischen Grundordnung.

Deshalb sehen wir mit großer Besorgnis, dass die Verleger ohne Not den Qualitätsjournalismus aufs Spiel setzen. Sollten sie sich mit ihren Forderungen nach Absenkung der Entgelte - besonders die der Berufseinsteiger - in den aktuellen Tarifverhandlungen durchsetzen, dann würde der Beruf des Redakteurs deutlich an Attraktivität verlieren. Wären die klügsten Köpfe für 25 % weniger Entgelt noch zu gewinnen? Die Verleger begründen ihre Haltung mit der veränderten Medienwelt. Ja, Informationen sind schon jetzt überall und zu jeder Zeit abrufbar - aber keine App dieser Welt liefert eine gute Analyse oder einen gescheiten Kommentar.

Wir meinen, gute Arbeit muss gut bezahlt werden. Wir treten ein für Fairness und Gerechtigkeit - nicht nur in unserer Branche. Wir haben selbst oft erfahren, wie wichtig Solidarität in Auseinandersetzungen mit einem mächtigen Arbeitgeber(-verband) ist. Das Vorgehen des Verbands der deutschen Zeitungsverleger ist dreist und darf keinesfalls Schule machen.

Daher stehen wir an Eurer Seite und unterstützen Eure Bemühungen um eine faire Lösung dieses Tarifkonflikts.

Sindelfingen, 27.07.2011

Erich Klemm
Gesamtbetriebsratsvorsitzender
der Daimler AG

Ergun Lümali
stellv. Betriebsratsvorsitzender
Werk Sindelfingen

Joachim Nisch
IG Metall-Vertrauenskörperleiter

Anhang:

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Letzte Änderung: 27.07.2011