Pressemitteilung der IG Metall

IG Metall

12.12.2016 IG Metall Baden-Württemberg zieht positives Fazit des Tarifjahres 2016: Fast 10.000 Beschäftigte in 44 Betrieben profitieren neu von Tarifbindung

Pressemitteilung 46/2016
12. Dezember 2016

Stuttgart. Mehr Verteilungsgerechtigkeit und eine Verbesserung der Tarifbindung in der Fläche - dieses Ziel hat sich die IG Metall Baden-Württemberg mit Start der Tarifrunde 2016 gesetzt und erstmals auch Betriebe ohne Tarifbindung in Aktionen einbezogen. Fazit zum Jahresende: "Unser Engagement hat sich gelohnt, in 44 Betrieben konnte eine Tarifbindung erreicht werden", sagt Roman Zitzelsberger, Bezirksleiter der IG Metall im Südwesten. "Das bedeutet mehr Geld, mehr Urlaub und mehr Sicherheit für fast 10.000 Beschäftigte."

Insgesamt hat die IG Metall in mehr als 100 Betrieben in Baden-Württemberg während und nach der Entgelt-Tarifrunde Aktionen für mehr Gerechtigkeit gestartet. In 15 Betrieben laufen aktuell Verhandlungen über eine Form der Tarifbindung. Neben einer Mitgliedschaft im Arbeitgeberverband und der Anwendung des Flächentarifs sind das zum Beispiel Haus- und Anerkennungstarifverträge, die schrittweise an die Regelungen in der Fläche heranführen.

Erfolge wurden in ganz Baden-Württemberg erzielt, vier Beispiele aus dem Gebiet der Geschäftsstellen Stuttgart, Tauberbischofsheim, Freudenstadt und Reutlingen-Tübingen stehen exemplarisch dafür. Der jüngste Vertragsabschluss bei Voith Turbo in Rutesheim ist erst wenige Wochen alt: Nach zehnmonatiger Verhandlung gilt für die über 160 Beschäftigten ein Haustarifvertrag, der das Entgeltniveau binnen fünf Jahren fast komplett an die Fläche angleicht. Zudem sinkt die Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich auf 38 Stunden die Woche. "Mehr Entgelt für Viele und zwei Stunden Arbeitszeitverkürzung sind ein toller Erfolg", so Engin Oguz, Betriebsratsvorsitzender bei dem Hersteller von Antriebs- und Steuerungstechnik.

"Ein kleines Wunder" - so nannte Sabine Maurer, Betriebsrätin beim Autozulieferer Magna Mirrors in Assamstadt, die Entscheidung ihres Arbeitgebers, dem Verband Südwestmetall beizutreten. Das war im August 2016, zuvor waren hunderte Beschäftigte mehrfach für die Tarifbindung auf die Straße gegangen. Für die 700-Kopf-starke Belegschaft bedeutet dies ein deutliches Plus im Geldbeutel, untere Lohngruppen haben teils 20 Prozent unter Tarif verdient. Die konkreten Überleitungs- und Einführungsregelungen zu Entgelt, Arbeitszeit und Altersteilzeit werden derzeit verhandelt.

Ebenfalls nach Tarif zahlt Seuffer in Calw, ein Produzent von Elektronik-Bauteilen, die in Lkw oder Weißer Ware wie Backöfen zum Einsatz kommen. Allerdings war das Unternehmen vor der Tarifrunde 2016 plötzlich aus dem Verband ausgetreten. Erst nach zahlreichen Neueintritten in die IG Metall, einer aufgeheizten Betriebsversammlung und vielen betrieblichen Aktionen im Sommer ist der Zulieferer mit 300 Beschäftigten wieder zu Südwestmetall zurückgekehrt. Nicolas Bauer, zuständiger Gewerkschaftssekretär in Freudenstadt: "Wir haben den Beschäftigten gezeigt, was Arbeiten ohne Tarifvertrag bedeutet. Nämlich: längere Arbeitszeiten, weniger Geld."

Tatsächlich ist in der Metall- und Elektroindustrie nur jeder Zweite tarifgebunden. Beschäftigte in nicht tarifgebundenen Betrieben verdienen bei gleicher Qualifikation rund 20 Prozent weniger; sie arbeiten im Schnitt vier Stunden länger in der Woche und haben sechs Tage weniger Urlaub als ihre Kollegen mit Tarifvertrag.

Solche Ungerechtigkeiten wollten auch die knapp 500 Beschäftigten beim Autozulieferer Voestalpine in Dettingen nicht länger hinnehmen. Dort hat die örtliche IG Metall die stufenweise Heranführung an die Regelungen der Fläche vereinbart, bereits 2016 haben die Belegschaften an den drei Standorten in Baden-Württemberg "von Urlaubs- und Weihnachtsgeld sowie der Entgelterhöhung der Tarifrunde profitiert", sagt Tanja Silvana Grzesch, Geschäftsführerin der IG Metall Reutlingen-Tübingen. 2017 wird am Standort Dettingen erstmals Altersteilzeit möglich sein.

Bezirksleiter Zitzelsberger: "Solche Erfolgsgeschichten motivieren für die Zukunft. Wir werden unsere Anstrengungen so lange fortsetzen, bis die Tarifbindung im Südwesten wieder signifikant steigt und deutlich mehr Menschen von gerechten Entgeltsystemen und fairen Arbeitsbedingungen profitieren. Die nächsten Betriebe haben wir bereits im Visier."

Letzte Änderung: 12.12.2016